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  • Corina Lendfers

Was willst du wirklich?


In meinem letzten Beitrag habe ich darüber geschrieben, dass wir Menschen viele Bedürfnisse haben, die von außen beeinflusst sind. Bedürfnisse, die wir haben, weil wir Erwartungen gerecht werden wollen: Als Kinder den Erwartungen unserer Eltern und unserer Freunde, später den Erwartungen unseres Arbeitgebers und der Gesellschaft. Und wir lassen uns in hohem Maß von der allgegenwärtigen Werbung beeinflussen. Dabei kommen unsere eigenen, echten Bedürfnisse zu kurz. Schlimmer noch: Wir kennen sie oft überhaupt nicht mehr. Sie sind aber noch in uns vorhanden, denn sie sind ein Teil von uns.


Die Frage ist bloß: Wie finden zu unseren echten Bedürfnissen zurück?

Da jeder Mensch an einem anderen Punkt in seinem Leben steht und zudem die echten Bedürfnisse der Menschen verschieden sind, gibt es keinen Königsweg, dafür aber verschiedene Wege, die zum Ziel führen können. Im Kern geht es darum, sich solange immer wieder auf sich selbst zu konzentrieren, bis man wieder spürt, was man wirklich will. Der eine geht dafür für einige Tage ins Kloster. Der andere segelt über den Atlantik. Der nächste praktiziert tägliche Meditationseinheiten. Gemeinsam ist allen Wegen eins: Sie verschließen sich der Beeinflussung von außen.


Schön, wenn man dafür Zeit hat, denkst du nun vielleicht. Wenn dir die Zeit für solche Auszeiten fehlt, dann mach doch mal Folgendes:


Sobald du von der Arbeit nach Hause kommst, schaltest du dein Handy aus. Der Computer bleibt ebenfalls aus, ebenso der Fernseher.

Und zwar nicht nur für zehn Minuten, sondern bis zum nächsten Morgen. Wenn du das Gefühl hast, das geht nicht, weil du doch immer erreichbar sein musst (für die Arbeit, für die Freunde...), dann lass dich beruhigen: So wichtig bist du nicht. Und wenn doch, dann ist es umso dringender, dass du diese wortwörtlichen Aus-Zeiten einführst. Denn langfristig bleibst du deiner Arbeit, deinen Freunden und deiner Familie nur erhalten, wenn du gesund bist - körperlich wie psychisch. Und das wiederum wird dir nur gelingen, wenn du - du ahnst es - deine echten Bedürfnisse kennst. Und die hängen ganz bestimmt weder mit dem Handy noch mit Computer oder Fernseher zusammen.


Was du nun tun sollst, abends, ohne Handy, Internet und Fernseher? Tja. Das ist die Gretchenfrage. Zum Lesen bist du zu müde? Für ein Gesellschaftsspiel mit den Kindern (denen eine Handyauszeit im Übrigen auch gut tut...) auch? Und Gespräche mit dem Partner findest du auch zu anstrengend? Dann leg dich ins Bett und schlafe. Wenn du noch Energie hast, dir das aber alles zu langweilig ist, dann überleg dir, worauf du Lust hast. Ein Waldspaziergang? Ein Treffen mit Freunden? Ein entspannendes Bad in der Badewanne? Musikhören auf der Couch? Einen Kuchen backen? Vielleicht sprudeln die Ideen sofort und du weißt gar nicht, was du zuerst machen sollst.


Vielleicht guckst du aber auch nur in ein großes, schwarzes Loch und fühlst dich leer.

Dann lass dir Zeit. Du musst nicht immer etwas tun. Das ist einer der großen Irrtümer unserer Zeit. Koch dir einen Tee, häng die Füße in ein warmes Fußbad und tu nichts. Das ist anfangs wahrscheinlich schwierig, wird mit etwas Übung aber immer leichter. Und irgendwann in diesem Nichtstun kommt dann plötzlich eine Idee, was du tun könntest, das dir Freude macht. Oder Freude gemacht hat, damals, als du ein Kind warst und noch unbeeinflusster als heute. Das ist dann der erste Schritt auf dem Weg zu einem echten Bedürfnis.


Wie das konkret funktionieren kann, wie man übers Spiel zu seinen echten Bedürfnissen zurückfindet, darüber spreche ich mit dem Schweizer Spielforscher Nando Stöcklin im Podcast am Samstag.

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