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  • Corina Lendfers

Die Angst vor dem Scheitern



Wer sich ein Ziel setzt und aufbricht, kann scheitern. Erfolg und Scheitern gehen Hand in Hand, gehören zusammen wie Tag und Nacht. Aber viele Menschen haben Angst vor dem Scheitern. Warum?


Die Ursache für diese Angst wurzelt in unserem Streben nach Zugehörigkeit. Als Kinder sind wir viele Jahre lang von Erwachsenen abhängig. Damit wir uns zugehörig fühlen tun wir alles, was Erwachsene von uns erwarten. Noch bevor unser Gehirn soweit entwickelt ist, dass wir Handlungsmotivationen verstehen und reflektieren können, haben wir die Werte und Normen verinnerlicht, die in der Familie und in der Gesellschaft gelten. Kurz gesagt lernen wir vor allem eins:


Wir erfüllen fremde Erwartungen.

Mit den Erwartungen einher geht die Praxis des Lobens und Tadelns oder auch Bestrafens. Wir lernen sehr früh, dass wir gelobt und belohnt werden, wenn wir die an uns gestellten Erwartungen erfüllen - und dass wir Tadel oder Strafen einstecken, wenn wir scheitern. Das Schulsystem beruht auf diesem Prinzip: Wer sich im Unterricht so verhält, wie es der Lehrer wünscht, wer in den Prüfungen die Antworten schreibt, die erwartet werden, der wird mit guten Noten belohnt und erhält Anerkennung. Wer Anerkennung erhält, fühlt sich zugehörig.


Das ist die positive Richtung. Andersrum erfahren wir sehr früh, dass uns neben der Anerkennung auch Zuwendung und im schlimmsten Fall sogar Liebe entzogen wird, wenn wir eben nicht das leisten, was von uns erwartet wird. Für ein Kind ist diese Art der Bestrafung verheerend, da sie eine Angst auslöst, die sich in den Gehirnstrukturen verankert: Die Angst vor Tadel, Bestrafung oder Liebesentzug, wenn es scheitert. Um die Bestrafung zu verhindern versuchen wir, den Auslöser zu vermeiden - und entwickeln eine neue Angst:


Die Angst vor dem Scheitern.

Als Kinder können wir diese Prägungen nicht verhindern. Wenn wir sie aber als Erwachsene erkennen, können wir eine andere Einstellung gegenüber dem Scheitern entwickeln. Dann können wir uns bewusst machen, dass nicht zwingend unser Ziel falsch war, sondern der Weg dorthin. Dass wir vielleicht noch nicht die notwendigen Fähigkeiten entwickelt oder noch nicht die nötige Unterstützung geholt haben, die wir brauchen, um unser Ziel zu erreichen. Und dass wir Liebe nicht verlieren können, indem wir uns zwischendurch mal irrren, überschätzen oder falsch kalkulieren. Scheitern ist dann zwar ärgerlich, aber auch eine Möglichkeit zum Wachsen und Lernen.


Je größer das Unterfangen ist, auf das wir uns einlassen und je mehr Menschen darin involviert sind, desto sorgfältiger müssen wir im Vorfeld potentielle Risiken analysieren. So können wir in den meisten Fällen folgenreiches Scheitern verhindern, indem wir rechtzeitig die Notbremse ziehen oder eine Richtungskorrektur vornehmen. Angst vor dem Scheitern ist auf jeden Fall nicht zielführend.



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